menschliches nur MENSCHLICHES – zweite Leseprobe
Das Schweigen der Liebe
eine Sommerphantasie
Wie beschreibt man die Liebe, den Akt der Liebe? Ein schwieriges Unterfangen, will mir scheinen, eine Gratwanderung. Man könnte es sachlich-nüchtern tun, technisch, wissenschaftlich, biologisch oder verträumt, romantisch, poetisch bis hin zu kitschig oder aber sinnlich-erotisch bis zu detailliert und pornographisch oder aber ordinär, vulgär, pervers, gnadenlos direkt mit allen Einzelheiten, komprimiert oder umschrieben als »Fest der Sinne«, als »Feuerwerk der Liebe«, »Rausch der Leidenschaft«, als »Sexorgie« oder »Fickparty«, es gibt so viele Möglichkeiten, fast so viele wie Bezeichnungen des Liebesaktes: Koitus, Geschlechtsverkehr, Beischlaf, Liebesakt, eheliche Pflicht, Geschlechtsakt, Beiwohnen, Zeugungsakt, Liebe machen, miteinander schlafen, Zusammenliegen, Vögeln, Bumsen, Ficken, Brettern, Nageln, Hämmern, Knallen, Hecken, Rammeln, Flachlegen, Stoßen, im Alten Testament heißt es: »Er erkannte seine Frau«, meine alte Tante nannte es den »Fünf-Minten-Fimmel«. Doch grau ist alle Theorie, wenden wir uns einfach der Praxis zu und schauen verstohlen hinter den Vorhang einer solchen Begebenheit der Liebe.
Es war der letzte Satz einer traumhaften Sommersonate. Der irreale Klang eines Sommers stürmte in den finalen Satz. Die überirdisch schöne Melodie des soeben verklungenen Adagios hallte noch in den Herzen nach. So wie ihm beim Hören von Johann Sebastian Bachs »Air« aus den Orchestersuiten immer wieder Tränen der Rührung in die Augen traten. Schönheit kann wehtun.
Das Blau des Himmels wirkte beinahe surreal, genau wie diese Frau im kurzen roten Kleid mit kleinen weißen Punkten vor ihm an der Brüstung der Dachterrasse hoch über der Stadt. Merkwürdige weiße Federwolken zerfaserten das blaue Dach über ihm und verwischten die Realität vollständig. Die langen welligen braunen Haare der Frau flatterten übermütig im Wind. Ihr leichtes Sommerkleid mit dem tiefen Ausschnitt umspielte ihre langen braunen Beine und wußte nicht, ob es die wohlgeformten Schenkel verbergen oder lasziv betonen sollte. Er stand direkt hinter ihr, und ihre Körper berührten sich fast unmerklich, aber eben nur fast. Mutwillig beugte sie sich zurück, ihm entgegen. Schon jetzt war er ihr hoffnungslos verfallen, und das wußte sie. Der auf seine heiße Wange gehauchte Kuß und der herausfordernde Blick aus ihren großen braunen Augen nahmen ihm den Rest an Standhaftigkeit, drohten, ihm die Beherrschung zu rauben. Er sah in diese braunen Augen, in denen goldene Sterne zu schimmern schienen, ehe ihre langen Wimpern die Sehnsucht darin schamhaft zu verbergen suchten. War es der Goldschimmer in diesen intensiven Augen, oder war es das Flimmern des Wassers in dem kleinen, flachen Becken auf der Terrasse, das ihn verwirrte und an der Wirklichkeit dieser Szenerie zweifeln ließ?
Ihr biegsamer, elastischer Körper spannte sich wie ein Bogen zu ihm hin. Sie trug keinen BH, so daß sich ihre großen straffen Brüste deutlich unter dem dünnen Stoff abzeichneten. Ihre Hand fuhr spielerisch, wie zufällig, liebkosend durch sein Haar und zog sein Gesicht zu dem ihren heran, um die gefährliche Spannung in einem ersten leidenschaftlichen Kuß zu entladen. Dabei preßte sie ihren schönen Körper eng an den seinen. Seine Hand streichelte ihre samtglatte Wange, spürte die Feuchte ihrer sinnlichen Lippen, glitt gierig ihren schönen langen Hals entlang, der so zart, so zerbrechlich und so hingebungsvoll in seiner Hand ruhte. Der schlanke, zurückgebogene Hals und ihr markanter, darüber liegender Unterkiefer bildeten einen Pfeil, der nach oben, direkt in den Himmel zeigte. Sie lieferte sich ihm aus und wußte, daß sie ihn in der Hand hatte. Weiter strich er sanft über ihre wogende Brust, um auf ihrem flachen Bauch innezuhalten. Er roch den Duft ihrer Haare, genoß das wollüstige Aroma ihrer glühenden Haut, fühlte die Wärme ihres Körpers, spürte das sich bewegende Becken, spürte ihren heftiger werdenden Atem. Seine Erregung stieg, und er löste die Schleife ihres Wickelkleides. Langsam glitt seine Hand zurück zur Brust und schob sich vorsichtig in den nachgebenden Ausschnitt. Lustvoll nahm er ihre Brüste fest in seine Hände und streichelte sie dann sanft. Weich und willig drückten sie sich in seinen Griff. Sie preßte sich noch heftiger an ihn und bewegte sich dabei auf und ab. Ihre Brust hob und senkte sich intensiver. Ihr Atem ging stoßweise…