Herr Roth & Herr Schwartz und… die zweite Leseprobe
…die Frauen
…»Walther von der Vogelwiese wäre wieder einmal stolz auf Dich, Du alter Romantiker. Für mich ist eben alles Kunst, selbst Kacken und Ficken sind Kunst. Klar, Ficken ist Kunst, Ficken ist Liebe. Kunst ist Liebe, zu lieben ist eine Kunst. Ficken ist ein Grundbedürfnis, ist Fortpflanzung, ist Entwicklung. Entwicklung ist Kunst. Alles ist Lebenskunst. Und Du kommst mir mit Moral, Moral ist ein Hemmnis der Kunst und damit der Liebe und damit beim Ficken. Und nicht nur das, Moral ist überall ein Hindernis, in der Kunst, im freien Leben, im Geschäft, eben überall«, beendete der nun etwas erregte Herr Roth sein Plädoyer für die Liebeskunst ohne Moral.
»Was ist denn eigentlich Moral in Ihren Augen?«, fragte Herr Schwartz und blickte Herrn Roth dabei sehr besorgt und etwas irritiert an.
»Moral ist nichts anderes, als die sozial manifestierte Impotenz der Kleingeister, die den potenten Freidenkern ihre Potenz neiden und auf diese Weise versuchen, ihre eigene Impotenz zur gesellschaftlichen Normalität zu erklären.«
Dem konnte Herr Schwartz in keiner Weise folgen und so blieb sein diesbezüglicher Kommentar nicht lange aus: »Für Sie ist also Moral nur ein Hemmnis, ein Bremsklotz für die Gedankenfreiheit, für die freie Liebe, gut, dann ficken sie weiter ihre Huren und Nutten. Mein Frauenbild ist jedenfalls ein anderes und für mich ist Moral vor allem mit Achtung, mit Respekt voreinander, mit Toleranz und mit sinnvollen Regeln für das gesellschaftliche Miteinander verbunden. Mein Frauenbild wurde schon in früher Jugend von Honoré de Balzac geprägt, ich weiß, den kennt heute kein Mensch mehr. Dieser setzte die Frauen auf einen hohen Thron. Frauen, zu denen man aufblickte, Frauen mit Geist, Frauen voller Gefühle, voller Sehnsucht, voller Liebe, ja, auch körperlicher Liebe. Selbst Prostituierte verdienen Achtung, sind Frauen mit Herz, wie alle anderen und nicht irgendwelche Schlampen zum Vögeln. Ich weiß ja nicht, woraus Ihr Frauenverständnis resultiert, aber eigentlich müßten doch Frauen wie Rosa Luxemburg oder Clara Zetkin ihrem linken Horizont nahestehen. Reden Sie über die auch in diesem Ton?«
»Oje, nun fährt er scharfe Geschütze auf. Das ist doch etwas ganz anderes. Diese Frauen sehe ich doch nicht wie Brigitte Bardot an. Hier geht es um die Lebensleistung, um ihre gesellschaftliche Anerkennung, doch nicht um Sexappeal. Bei der Bardot habe ich immer an Sex gedacht, das strahlte sie einfach aus, mit allem was sie hatte und sie hatte viel. Ich fühlte mich als Mann, der seinen Schwanz in die Höhle stecken wollte, zurück in die Urgeborgenheit, ein Akt der Verzweiflung, der Urschrei der Welt.«
»Ich beginne zu verstehen. Das alles hat für mich mit Liebe nicht viel zu tun, denn Liebe ist für mich die Freude an der Welt, der Glaube an Wunder, die Anbetung der Schönheit, ein Seufzer des Glücks, würde vielleicht der Walther sagen…«
»Du kennst doch sicher den Spruch: ›Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert.‹ Frauen sind gefährlich wie fleischfressende Pflanzen, ein schöner Schein hinter dem das Böse lauert, das dich gnadenlos ausschlachtet. Um beim Bild des Essens zu bleiben, die Frau ist für mich wie eine Bockwurst, meine Lieblingsspeise, in die ich immer gern reinbeiße, am liebsten, wenn sie schön groß und knackig ist und wenn sie nicht soviel Senf dazu gibt. Laß also den Walther in der Vogelweide stecken und zieh lieber die Walther PPK, wenn die Bockwurst zu scharf ist.«…